… zum Musik-Jahr 2013

Platz 05: Devendra Banhart – „Mala“
Träumen mit offenen Augen für Fortgeschrittene

Der unwahrscheinlichste Kandidat auf meiner Liste. Und mit Sicherheit ein Album, dem ich, wenn ich es zu einem anderen Zeitpunkt zum ersten Mal gehört hätte, keine weitere Beachtung geschenkt hätte. Zu soft wäre mir die Instrumentierung gewesen, zu leidenschaftslos der Gesang, es wäre mit dem Etikett „Fahrstuhlmusik“ in einem Ordner auf meiner Festplatte eingestaubt. Hätte, wäre, wenn. Zum Glück  für mich ist dem Album dieses Schicksal erspart geblieben. Es stimmt, keine Melodie drängt sich einem mit Nachdruck in den Hippocampus. Kein einziger Refrain zwingt einen zum Mitsummen. Aber vielleicht liegt gerade darin die große Stärke von „Mala“: ohne aufdringlich zu werden, möchte man es dennoch immer wieder hören. Wie der Onkel, der einen nie darum bittet ihn zu besuchen, mit dem man als Kind nie einen aufregenden Ausflug gemacht hat und der einen nicht mit Süßigkeiten und Bargeld lockt, im Gegensatz zur netten Oma – und bei dem man sich dennoch immer wieder aufs Neue wie zu Hause fühlt, in Sicherheit und geborgen. Kein Instrument sticht hervor, alles hat seinen Platz. Es gibt keine Konkurrenz um die Aufmerksamkeit des Hörers, was dem Ganzen eine angenehme und natürliche Smoothness, aber weit jenseits der Belanglosigkeit verleiht. Und irgendwie schafft es dieser Devendra Banhart, mich auch nach dem hundertsten Hördurchlauf Kleinigkeiten im Sound-Geflecht entdecken zu lassen, die mir die 99 Male davor entgangen sind. Danke, Onkel Devendra! (Ein Anspieltipp sei dennoch erwähnt: das verträumte „Für Hildegard von Bingen“ .)

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